Call_me_Anna

Nachmittags eine SMS. Nur ein einziges Wort. Und keine Nummer. Nicht weiter tragisch. Was andere von mir halten ist mir seit Jahren egal. Mag jeder seine eigene Meinung haben, auch über mich. Und beleidigen kann man mich sowieso nicht so schnell. Was mich grübeln lässt ist das Warum. Und wieso gerade jetzt. Aber mir fällt kein Grund ein, mich als Nutte zu bezeichnen. Dafür freue ich mich auf den Mädchenabend mit B., die wieder zurück ist.

Nur noch nach vorne blicken, Anna. Nie mehr nach hinten. Sonst knallst du mit dem Kopf wieder gegen eine Wand.

Nachmittags Frust-Shoppen. Und natürlich passend zum Wetter zugeschlagen.

Abends dann doch noch aufgeraffft wegzugehen. Ohne mich besonders aufzurüschen. Einfach keine Lust dazu. Etwas verloren mit dem Glas in der Hand herumgestanden. Die Oberflächlichkeit nervt mich. Nach drei oder vier Sätzen reduziert sich ein Gespräch auf Floskeln. Die Schnittmenge aus Intelligenz und gutem Aussehen wird immer kleiner. Leider. Dafür Typen die ihren High-Score knacken wollen. Sorry, heute nicht mit mir. An diesem Abend genüge ich mir selbst. Fast nüchtern dann schon ziemlich früh wieder zu Hause gewesen. Nicht mein Tag. Nicht meine Woche. Nur mein Leben.

Als mich der Wecker aus dem Schlaf reisst dauert es einige Sekunden, bis ich weiss was los ist. Das Klingeln hat mich um einen Traum betrogen. Er ist weg. Aber ich erinnere mich, dass er schön war. Meine Motivation aufzustehen geht gegen Null. Als ich trotzdem ein Bein aus dem Bett schwinge, frage ich mich warum. Ich bekomme keine Antwort. Ziehe es wieder unter die Bettdecke. Meine virtuelle To-Do-Liste für den heutigen Tag enthält nichts, was sich nicht auf später verschieben liesse. Oder auf Morgen. Ich schliesse die Augen und hoffe auf Morpheus. Vielleicht hat er nur die Pause-Taste gedrückt.