Call_me_Anna

Der Abend gestern war lang und ich hatte wohl auch ein Glas zuviel. Als ich aufwache ist es fast 10. Ich schleppe mich ins Bad, dusche, widerstehe der Versuchung wieder ins Bett zu fallen, und tapse in die Küche. Kaffee und Orangensaft. Dann auf die Liege. Während ich noch darüber nachdenke was ich überhaupt will kommt eine SMS. Date? Ich kenne die Nummer nicht. Von gestern? Egal, löschen. So verbringe ich den Tag, mit 2 Flaschen Wasser. Dazu diese hormonelle Unwucht. Die mich anfällig macht. Fuck You, aber ich gehe heute nicht mehr aus dem Haus. So einfach mache ich es dir nicht.

# Fliehen können, aber nicht flüchten wollen # Nein sagen können # Ja sagen wollen # Weniger reden, mehr handeln # Mich finden # Nichts mehr vermissen # Mit einem Plüschtier im Arm einschlafen # Sex on the Beach # Dir vor die Füsse fallen # Mir ein Herz nehmen # Auf Tapeten kritzeln # Wolken streicheln # Einen Brief schreiben # Mich gehen lassen # Öfter meine Meinung sagen # Mir zuhören # Weniger auf andere hören # Aus dem Bauch heraus handeln # Gefühle zeigen # Den Mond anheulen # Unter der Dusche singen # Weniger weinen, mehr lachen # Glückskeks essen # Bei Rot über die Strasse gehen # Tango tanzen # Nicht mehr auf diesen scheiss Prinzen warten # Im Mini ohne Slip auf die Strasse # Mich vergessen # Realität akzeptieren# Auf dem Boden bleiben # Manchen Menschen besser zuhören # Manchen Menschen nicht mehr zuhören # Mehr Spass am Leben haben # Vertrauen geniessen...

Ihr werdet mich ansehen und die Augenbrauen hochziehen. Und dann werdet ihr mich hassen. Mich hassen, weil das Kleid zu kurz ist. Mich hassen, weil die Schuhe zu hoch sind. Aber selbst wenn das Kleid länger und die Schuhe flacher wären. Euer Hass würde bleiben. Kleid und Schuhe sind nämlich nur ein Vorwand. Denn der Grund für euren Hass ist der Vorteil, den ich euch gegenüber habe. Den Vorteil der Jugend. Der mich in euren Augen attraktiver macht als ihr es seid. Und deshalb werdet ihr mich beobachten. Den ganzen Abend lang. Mit wem und wie lange ich mit jedem von euren Männern plaudere. Und nach spätestens zwei Minuten wird sich eine von euch dazugesellen. Einen Grund findet ihr immer. Small Talk. Nur nicht alleine lassen, die beiden, werdet ihr denken. Und jede unbedeutende Geste, jedes Lächeln wird Angst in euch auslösen. Dabei ist für viele von euch das Kind schon in den Brunnen gefallen. Für deinen Kerl dahinten macht in der Mittagspause seine Sekretärin die Beine breit. Sie braucht den Job, denn von Hartz IV könnte sie sich ihr schickes Cabrio nicht mehr leisten. Oder deiner da, der sich eine Studentin hält. Diese Stadt ist teuer und ihr Bafög reicht nicht einmal für ein Zimmer in einer WG. Jetzt hat er zweimal die Woche ein längeres Meeting und sie ein Appartement.
Ihr seht, eure Männer haben ihren Spass und ihr noch euer bequemes Leben. Die Putzfrauen und euren Cayenne oder X5, mit dem ihr die Kids in die Schule und euch in den Golfclub karrt. Kein Grund also, sich Sorgen zu machen. Wenn ihr es nur wüsstet.
Ich mag diese Partys nicht besonders, aber das Teufelchen auf meiner Schulter wird sich freuen.

Erster Ferientag. Und nun? Gute Frage. Nichts geplant. Dad hat keinen Urlaub und Mom nur eine Woche. Sis verbringt mit ihrem Freund 4 Wochen in NewYork, B. 2 Wochen mit der Family in der Karibik. Und ich weiss nicht einmal ob ich überhaupt weg will. Wohin denn auch? Vielleicht einige Tage in den Norden. Da will, muss ich sowieso hin. Ich könnte länger bleiben. Wenn die Erinnerung nicht wäre. Und die Angst. Und Angst ist ein schlechter Begleiter.

Nachts wache ich auf. Ein Traum, an den ich mich nicht erinnern kann. Oder doch? Ich denke an den ersten Kuss. Und den letzten. Den Ungeküssten. Er lässt mich frösteln. Dann ziehe ich mir die Decke über den Kopf, in der die Sehnsüchte, die sich in meiner Bettwäsche breit gemacht haben, gegen die Hoffnungslosigkeit kämpfen.