Dienstag, 29. Juli 2014
141
Manchmal schaue ich ja auch in den Spiegel. Dieser schnelle Blick. Irgendwo Essensreste? Sitzt die Frisur? Passt. Das wars. Zwischendurch aber auch einmal prüfend, kritisch. Das dauert dann länger. Und dann überlege ich, was man da alles hätte besser machen können. Nicht dass ich jetzt total unzufrieden wäre. Nein. Aber manche Sachen. Naja, ich wurde ja nicht gefragt.
Am wenigsten habe ich ja an den Haaren auszusetzen. Gut, etwas welliger vielleicht. Aber da kann ich nachhelfen. Wenn ich will. Ansonsten bin ich zufrieden. Vor allem wenn ich bedenke, was sie alles mitmachen müssen. Ich zwänge sie in Haargummis, flechte sie zu Zöpfen, tauche sie in Chemie, puste sie mit heisser Luft an und striegle sie nach Leibeskräften. Und wir kommen immer noch gut miteinander aus. Da kann ich nichts sagen.
Der Mund würde mir ja etwas schmolliger besser gefallen. Vor allem die Oberlippe. Möglicherweise würde sich dadurch auch das Kussgefühl steigern. Mehr Fläche eben. Mathematisch betrachtet. Ok, da könnte man vielleicht mit Lippenstift und so...aber das wäre dann ja nur vorgetäuscht. Muss ich eben mit den Fakten leben.
Kommen wir zum Problemkind. Die Nase. Also die geht irgendwie gar nicht. Finde ich. Die hätte ich gerne mit mehr Stups bekommen. Und vielleicht etwas schmäler. Niedlich würde ich aussehen. Um die Wahrheit zu sagen, die Nasenspitze habe ich schon als Kind immer wieder minutenlang nach oben gedrückt. In der Hoffnung, dass sie da bleibt. Hat sie aber nicht gemacht. Aber die Hoffnung habe ich immer noch. Ehrlich.
Zu guter Letzt die Augen. An und für sich ok. Die Grösse. Aber warum, warum musste es braun sein? Gab es kein grün mehr? Grün würde wunderbar zu mir passen. Ich stelle mich mir da so richtig geheimnisvoll vor. Und erotisch. Aber zu spät. Die Party ist gelaufen. A propos erotisch. Der eine Ex. Der nannte mich manchmal Rehlein. Ja, wegen der braunen Augen. In die er mir blickte, wenn er auf mir lag. Ich fand den Namen ja absolut kitschig und albern. Aber bevor ich mit ihm stritt, liess ich mich lieber vögeln. Prioritäten eben.

Miroir...Anne
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Dienstag, 29. Juli 2014
140
Mit 12 der erste Kuss, mit 14 das erste Mal. Und mit 16 habe ich aufgehört zu zählen.

Nach dir.
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Montag, 28. Juli 2014
139
Als ich etwas suche stosse ich auf meine 'Schatzkiste'. Eine profane Schuhschachtel. Grösse 36. Sagt der Aufkleber. Die Geister meiner Vergangenheit. Analog. Greifbar. Und lange nicht mehr geöffnet. Ich zögere etwas...Knüppel aus der Schachtel. Zuoberst Halskettchen, ein Armreif, ein Elefant als Anhänger, ein Ring. Geschenke von Verflossenen die ich nur teilweise zuordnen kann. Und einiges mehr. Fast alles hat nicht mehr den Glanz der vergangenen Tage. So wie die damalige Verliebtheit. Darunter die Fotos. Vergilbt. Klassenfeten. Schullandheim. Parties. Anna mit irgendwem. Manchmal hinten beschriftet. Ich erinnere mich an Gesichter, Geschichten...ganz unten dann die Briefe. Liebesbriefe. Nicht viele. Digitales Zeitalter eben. Sauber im Umschlag mit Marke und Stempel. Der letzte von 2013. Jan. Der Feigling hat per Mail dann mit mir Schluss gemacht. Dazwischen die Zettelchen, im Unterricht geschrieben und mit Herzchen verziert, zigmal gefaltet. In der Hoffnung, dass keiner liest, was da durch das Klassenzimmer gereicht wurde. 3 oder 4 Jahre Leben.

SMS auf meinem Handy überleben meistens keinen Monat.
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138
An einem Sonntag eine Runde laufen zu wollen, um seinen Frust loszuwerden, ist schon an sich keine gute Idee. Es bei aufziehenden Regenwolken zu tun, und den Wetterbericht ignorierend, grenzt dann schon an Dummheit. Wenn man später klatschnass im Wolkenbruch an der Strasse steht, beschissen aussieht, und einen Typen fragt, der gerade in sein Auto einsteigt, ob er dich ein Stück mitnimmt, und der dich dann stehen lässt, weil du seine Sitze einsaust...Anna, du hattest schon bessere Ideen.

Glück, du bist ein Arschloch.
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