Call_me_Anna

Once doesn't count I

Sommer 2012, Bremerhaven
Letzter Kurstag. Ich bekomme F. mit auf das Boot. Dunkle Locken. 15, wie er mir später erzählt. Ich habe ihn die letzten Tage noch nicht gesehen. Er schnuppert. Segelt bisher nur auf seinen bayerischen Seen. Erzählt er mir dann auch später. Und stellt sich nicht dumm an. Wir verstehen uns gut, trotz mancher Sprachprobleme. Jo mei...sakradi.
Als wir zurückkommen habe ich noch Zeit, bis Dad mich abholt. Ich beschließe, noch auf der 'ANNA' nach dem Rechten zu sehen. F. kommt mit. Oben ist alles in Ordnung. Wir gehen nach unten. Ich zeige ihm das Boot. Es ist warm. Mir ist warm. Ich versuche das Bikinioberteil unter meinem Shirt auszuziehen. Knoten hinten. Bitte F. Irgendwann dann seine Hände auf meinen Brüsten. Nicht unangenehm. Wir knutschen im Stehen. Bis mir sein Saft über die Finger läuft. Es ist ihm peinlich. Kann ja passieren. Auf der Koje grapscht er unbeholfen zwischen meinen Beinen. Genauso vögelt er mich dann auch. Ich traue mich nicht ihn zu fragen ob es das erste Mal für ihn war. Nichts was mir grossartig in Erinnerung bleibt.

Memories, Anna...

Nach der Schule gehe ich am Eiscafe vorbei. Roberto ist nicht da. Schade. Zwei Kugeln, die eigentlich keine Kugeln sind. Zwei Nichtkugeln in einer Eistüte. Es ist warm in der Sonne und das Eis schmilzt schnell. Und es ist ein Wettlauf. Eis gegen Anna. Anna gegen Eis. Den ich irgendwann verliere. Mich in die Niederlage füge. Grün und Braun vermischt sich als es an der Tüte nach unten läuft. Ich sehe fasziniert zu. Und warte. Warte auf jemanden, der mir das Eis von den Fingern leckt. Und nicht kommt.

Fahrplanänderung, Anna

Und dann sitze ich hier und schreibe. Lösche. Fange von vorne an. Ein neuer Versuch. Aber es fügt sich nichts zusammen. Alles nur Bruchstücke. Wandert wieder in diesen imaginären Papierkorb. Ich denke, ich brauche Papier. Etwas, was sich anfassen, greifen lässt. Ich mag es wenn die Feder gleitet. Gedanken, die meine Finger Buchstaben formen lassen. Wörter. Sätze. So wie meinen letzten Liebesbrief, den ich nie abgeschickt habe. Und seitdem immer bei mir trage. Teilweise zittriges Gekritzel. Tränenverwischt. Gefühle in Blau auf Weiss. Unliniert. Du hättest vielleicht nicht alles lesen können. Aber alles verstanden.

Unpersönlichkeit der Tastatur.

22 Paar Schuhe heute geputzt. Langeweile treibt manchmal seltsame Blüten. Dann auch gleich anprobiert. Die Ballerinas kommen weg. Besonders gefallen haben sie mir ja noch nie. Habe ich die überhaupt jemals getragen? Ich kann mich nicht entsinnen. Bei 3 Paaren sind die Absätze ramponiert. Hmmm...lohnt sich das noch? Ich stelle sie beiseite. 2 Paar sind mir zu klein. Also auch weg. Und somit habe ich schon eine Aufgabe für nächste Woche. Ersatz muss her.
Danach sind die Haare an der Reihe. Einen Tick heller. Sis hilft. Alleine ist es hoffnungslos. Als ich später in den Spiegel sehe, denke ich mir: Passt. Sis hat unabsichtlich noch einige hellere Strähnchen produziert.
Dann habe ich mir ein Eis verdient. 3 Kugeln. Pistazie, Schoko, Erdbeere. Roberto lacht mich aus seinen grünen Augen an. Ciao Bella. Ciao Casanova. Eigentlich ist das Leben doch nicht so unerträglich trist.
Irgendwann kommen unsere Eltern. Und dann habe ich ein Kleid und ein Paar Schuhe mehr.

Moving on, Anna...