Call_me_Anna

Es ist kalt geworden nachts. Aber ich bin vorbereitet. Gestern Abend schon Jeans, Pullover, Jacke bereit gelegt. Den Pullover kann ich ausziehen, falls es im Laufe des Tages wider Erwarten noch warm wird. Ich mag die Kälte eben nicht besonders.
Die Situation in der Schule, was den Neuen betrifft, entwickelt sich erwartungsgemäss. Die Mädchen sind in drei Gruppen gespalten. Diejenigen, die ihn als doof, arrogant, Arschloch eben, bezeichnen. Wissend, dass er sie nie beachten wird und ihn wahrscheinlich insgeheim anhimmeln. Und dann die, die sich Chancen ausrechnen, für die er deshalb soooo toll und cool ist. Die letzte Gruppe ist sich unschlüssig wohin sie gehört. Hier wird der meiste Aufwand getrieben, um sich in Szene zu setzen und den Sprung nach oben zu schaffen. Manchmal mit zweifelhaftem Erfolg. Ich betrachte das alles amüsiert von aussen. Die Hühner gackern und buhlen um den Fuchs.

Ist passiert, Anna. Hake es ab. Da war die Stimme in deinem Kopf. Laut. Und die in deinem Bauch. Ganz leise. Und wie das eben meistens so ist, hört man auf den, der am lautesten schreit. Also lass das Nachdenken. Es ändert nichts mehr. Gib deinem Gehirn dafür öfter mal eine Auszeit.

"Französisch spreche ich nur zwischen deinen Beinen."

Spätsommermorgen. Der Nebel begrenzt die Sicht auf wenige Meter. Aber selbst wenn der Nebel nicht wäre, es gäbe nichts zu sehen was du nicht schon kennen würdest. Es ist wie der Weg, den du gehst. Mit geschlossenen Augen, nur die Schritte zur nächsten Kreuzung zählend. Bis du plötzlich eines Tages irgendwo dagegen knallst. Du öffnest erstaunt die Augen. Ein Schild. Baustelle. Über Nacht. Hätten die nicht weiter rechts oder links. Aber nein, mitten in deinen Weg. Jetzt hast du wahrscheinlich den ganzen Tag Kopfschmerzen. Dann fluchst du auf diese Blödmänner und ärgerst dich den ganzen Tag. Anstatt froh zu sein, nicht einige Meter weiter in das Loch gefallen und dir wahrscheinlich das Genick gebrochen zu haben.