Call_me_Anna

Was bildest du dir eigentlich ein? Glaubst du, du kannst mit mir machen was du willst?
Erst muss ich mich in Typen verlieben die mich wie den letzten Dreck behandeln nachdem sie mich im Bett hatten. Und dann schickst du mir einen, für den mein Herz wirklich ein wenig schneller schlagen könnte. Und was machst du? Genau, nichts. Findest du das fair? Ich nicht. Aber mir reicht es. Ab jetzt trennen sich unsere Wege.

Schicksal, du bist entlassen. Fristlos!

Überraschend ein Date mit P. gestern abend.
Als ich ihn treffe, will er mich küssen. Ich wehre ab, nehme stattdessen seine Hand. Wir gehen etwas trinken. Irgendwann habe ich Lust auf eben diesen Kuss. Tue es. Danach in den Club. Seine Hand in meinem Rücken wandert langsam nach oben. Nacken. Haaransatz. In mir gehen alle Alarmglocken an.
Dann ist er an dieser kleinen Stelle. Meinem wunden Punkt. Ungefährlich, wenn man nicht den richtigen Knopf drückt. Er findet ihn. Er weiss nicht, was er damit anrichtet. In mir. Und ich versuche mich dagegen zu wehren.
Mir wird heiss, das Kribbeln im Bauch wandert nach unten zwischen meine Beine, die Knie werden weich. Ich lehne mich gegen P. Meine Lust wächst. Er streichelt mich weiter, küsst mich dabei. Shit. Irgendwann gibt die Vernunft nach. Gebe ich auf. Gebe mich auf. Frage ob wir zu ihm gehen.
Ich geniesse seine Berührungen. Er kann warten. Und er wartet. Bis ich nicht mehr warten kann, ihn auf mich ziehe und ihm "Fick mich endlich." ins Ohr flüstere. Es bleibt nicht bei diesem einem Mal.
Irgendwann muss ich gehen, Er sieht mir zu, wie ich mich anziehe. "Du bist schön."
Ein einfacher Aussagesatz. Der mich trifft. Mit voller Wucht. Ich kann mich nicht erinnern, dass das jemals jemand so direkt zu mir gesagt hat. Ich drehe mich um, zupfe an den Haaren, bin durcheinander.
P. will mich nach Hause bringen. Es ist 1 Uhr nachts. Damit mir nichts passiert. Ich muss mich zusammenreissen um nicht loszuheulen. Wann hat sich jemand das letzte mal so um mich Gedanken gemacht?
Ich nehme seine Hand. Lasse sie nicht mehr los bis wir vor unserem Haus stehen. Es wird ein langer Abschiedskuss, bis er sich umdreht und geht.

Helpless, Anna...

Ich vermisse das Meer. Die Wellen. Wild schäumend. Sanft sich kräuselnd. Wie ich.
Die Zeit am Strand. Mich in den Sand zu setzen und auf das Wasser zu schauen. Bis alles wieder im richtigen Verhältnis zueinander steht. Weite und Nähe wieder die richtige Relation zueinander haben. Und der Kopf frei ist.

Longing, Anna...

Als wir kommen, ist die Party schon in vollem Gange. Irgendwoher kommt Musik. B. zieht mich hinter sich her, grüßt hier, unterhält sich kurz da. Sie scheint eine Menge Leute zu kennen. Ich nicht. Es dauert etwas, bis ich mich orientiert habe.
Dann ist B. plötzlich weg. Ich komme mir etwas verloren vor. Finde dann die Getränke, bediene mich. Für den Anfang Wasser. Irgendjemand spricht mich an, aber ich blocke ab. Sind es die letzten Wochen? Dann ein zweiter. Ich bin abweisend.
Irgendwann ist B. wieder da, einen Typen im Schlepptau.
"Hey Süsse, was ist los? Das ist keine Beerdigung, das ist eine Spassveranstaltung. Also amüsier dich."
Sie hat ja recht, Anna. Deswegen bist du hier. Ich versuche in den Spassmodus zu schalten.
Der nächste ist P. Nett, sieht ganz gut aus. Ich weiss, ich kann jederzeit abbrechen. Wir reden erst ein bisschen, tanzen. Reden, Tanzen. Ich taue langsam auf. Ein bisschen Alkohol hilft nach.
Als er im Laufe des Abends den Arm um mich legt zucke ich erst zusammen, frage mich ob ich das zulassen muss. Nein. Will ich? Ich entscheide, dass ich will, weil es sich gut anfühlt, und lasse den Arm wo er ist. Als er mich später küssen will, will ich das auch. Setze aber hier die Grenze für heute. Mehr will ich nicht.
Kurz darauf ist B. wieder da, will gehen. Fragt ob ich mitkomme oder noch bleibe. Ich will gehen. P. fragt nach meiner Nummer. Ich gebe ihm die des Nokia. Prepaid, wie immer wenn ich mir nicht sicher bin ob es richtig oder falsch ist. Falls es falsch war, kann ich die Sim wechseln, ich habe drei, und muss mich nicht terrorisieren lassen. Ist es richtig kann ich ihm die andere immer noch geben.
"Siehst du, geht doch," sagt B. als wir zur U-Bahn laufen. Sie hat recht. Ich fühle mich gut. Ich bestimme die Regeln.
Als ich dann endlich im Bett liege, bereue ich es nicht, mitgegangen zu sein. Denke kurz an P. Schön wenn er sich meldet, wenn nicht...der nächste kommt bestimmt. Es ist mein Spiel.
Ich sehe den Weg noch nicht, aber ich denke, ich laufe in die richtige Richtung.