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Meine Ferienwoche erfüllt alle gängigen Klischees. Wolkenloser Himmel und Sonne von morgens bis abends. Blaues Meer und weisser Sand. Die Nächte fast zu warm und sternenklar. Und auch die Protagonisten in diesem kleinen Mikrokosmos. Wie aus einem schlechten Film im Samstagabendprogramm. Da ist die italienische Familie, deren Sohn mich als unwilliges Opfer für seine pubertären Spiele auserwählt hat. Gut, Alternativen gibt es für ihn nicht. Dafür steht er in Konkurrenz zu seiner Schwester. Dann das Pärchen, das sich ständig streitet, und ich mich jeden Tag frage, wer als erster seinen Koffer packt. Schliesslich noch der ältere Engländer, der beharrlich eine Deutsche in den Vierzigern anbaggert. Sie erträgt es mit stoischer Gelassenheit, lässt sich dafür nachts von einem der Angestellten beglücken.
Für mich verliert die Zeit ihre Kontur. Nichts ist wichtig, oder, alles gleich wichtig. Wie man es nimmt. Und es herrscht kein Zwang, etwas machen zu müssen. Ich kann hier tun und lassen was ich will. Wann ich will. Die Wahl für den Belag meines Brötchens am morgen gehört schon zu den schwierigsten Entscheidungen des Tages. Alles andere wird sich ergeben...irgendwann...es ist ein Treiben durch den Tag, dem ich mich nicht entgegenstemme.
Bis ich wieder am Flughafen stehe und mich das Grauen einholt.

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