Donnerstag, 30. Oktober 2014
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Ich wundere mich nicht, dass ich erst um 11 Uhr aufwache. Es war spät gestern. Ich bleibe noch etwas liegen. Denke über den vergangenen Abend, diese verlorene Nacht nach. Meine Augen wandern im Zimmer umher. An der Wand die Uhr. Die Armbanduhr meiner Schwester. Die Uhr, deren Zeiger sich seit ihrem Tod nicht mehr bewegt haben. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Und für sie ist sie das ja auch. Für immer. Daneben hängt das kleine Schwarze. Mein erstes. Es passt mir schon lange nicht mehr. In ihm fühlte ich mich erstmals Erwachsen. Und die Küsse schmeckten anders. Besser. Zwei Erinnerungsstücke. Da hängen Freud und Leid ganz nah nebeneinander.
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Ich habe Mühe mit dir Schritt zu halten. Die hohen Schuhe, der enge Rock. Das nasse Laub macht den Weg rutschig. Du merkst es nicht. Oder willst es nicht merken. Auch nicht, dass mir kalt ist. Du bemerkst überhaupt sehr wenig. Nicht wie es mir geht. Nicht was ich fühle. Dein Gesicht ist angespannt. Hast nur dein Ziel vor Augen. Und das bin scheinbar nicht ich. Manchmal streift deine Hand auch die Meine. Geöffnet. Offen für alles. So wie ich heute Nacht offen für alles bin. Gerade auch für dich. Für alles mit dir. Aber deine Hand ist zur Faust geballt. Und mein Mut hat sich heute eine Auszeit genommen. Als sich unsere Wege trennen, hat sich die Kälte ihren Weg bis in mein Innerstes gebahnt. Das Herz vereist. Wenn du jetzt fällst, Anna, zerspringt es in tausend Stücke.
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