Dienstag, 16. September 2014
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Ich habe, aus Gründen, vor einiger Zeit einen Wochenend-Knigge-Crash-Kurs gemacht. Das muss nun keiner über sich ergehen lassen der mich zum Essen einlädt. Aber wenn man sich fast zwanzig Minuten verspätet, sollte man dies mitteilen und sich auch dafür entschuldigen. Des weiteren honoriere ich es, wenn man dann, auf dem Wege zur anvisierten Lokalität, an meiner Seite bleibt. Vor allem wenn ich, wegen dir, stöckelig unterwegs bin und das Tempo eines Marathonläufers nicht wirklich mitgehen kann. Da kann der Hunger noch so drängen. Nächste Hürde ist dann die Tür. Die Eingangstür. Es ist egal, ob sie sich nach aussen oder innen öffnet. Man hält sie fest. Offen. Bis ich durch bin. Mit etwas Sensibilität hättest du auch feststellen können, dass mein Puls schon etwas erhöht war. Nicht nur vom Laufen. Steht man dann endlich vor dem reservierten Tisch, lässt man sich nicht einfach auf den Stuhl fallen, zieht das Smartphone aus der Tasche und vergisst die Welt um sich. Während ich mich noch aus meiner Jacke schäle. Hat es dich überrascht, dass ich nach zwei Minuten meine Jacke wieder angezogen habe? Hey, aber wenn mich jemand einlädt, setze ich ein gewisses Interesse voraus. An mir. Wenn man mich dann noch als aufmerksamkeitsgeile blöde Zicke beschimpft vergesse ich meine Manieren. Sorry, dass ich dir vor versammeltem Publikum eine geklatscht habe. Und jetzt geh deinen Namen tanzen, mach einen betreuten Origami-Kurs oder umarme Bäume. Aber nicht mich. Arsch.
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Morgen wieder Schule...auch wenn es noch nicht wirklich los geht. Und auch die nächsten Tage wohl eher noch ein in Klassräumen sitzen und die Zeit bis Schulschluss totschlagen sein wird. In den Pausen werden dann die Neuen beschnuppert, es bilden sich erste Meinungen und Grüppchen. Einige werden sich fragen, warum sie hier nicht mehr dazugehören, andere warum da plötzlich schon. Die Strukturen werden sich festigen, die Regeln geschrieben und das Spiel beginnt. Ein Spiel vor fast leeren Rängen. Ein Spiel, das nur sich selbst zum Zweck hat. Ich werde auf der Tribüne sitzen. Manchmal den Kopf schütteln, mich ab und zu wundern, aber meist lächeln. Und niemanden anfeuern.

Hors jeu...Anne
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