Sonntag, 17. August 2014
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Als Mittags der Himmel etwas aufreisst entschliesse ich mich zu einer kleinen Rundwanderung. 7 oder 8 Kilometer. Stopfe Anorak, Pullover und eine Flasche Wasser in meinen Rucksack. An der Treppe begegne ich M., der Seele des Hause. Sie fragt was ich vorhabe, dann muss ich warten. Drückt mir 3 belegte Brötchen in die Hand, als sie zurückkommt. "Mei Fräulein Anna, sie san ja so dünn." Ich bedanke mich, die Brötchen wandern in den Rucksack, und ich gehe los. Der Weg ist meist eben. Zwischendurch ein kleiner Sprint. Langsam wird der Kopf frei und ich bekomme einen Sinn für die Natur. Der Sauerstoff in der Luft tut sein Bestes. Zwei Brötchen fallen auf halber Strecke meinem Hunger zum Opfer. Kurz bevor ich dann wieder in der Pension bin fängt es an zu Regnen. Und in meinem Zimmer falle ich erstmal ins Bett.
Abends dann kein Platz im Wirtshaus. Ich könnte es im nächsten probieren, aber es ist Samstag. Und wahrscheinlich überall voll. Man setzt mich zu einem Ehepaar. Irgendwann fängt sie an mich zuzutexten. Ich will meine Ruhe. Antworte einsilbig. Vertiefe mich in meinen Salat der inzwischen vor mir steht. Dann das Schnitzel. Ich habe meine Ruhe. Bis ich fertig bin und ihr meine Reverso auffällt. Was so etwas kostet. Neugierig ist sie nicht. Geschenk, murmle ich...dass sie sich dafür fast ein Auto kaufen kann erzähle ich ihr nicht. Und bin froh als ich endlich zahlen und gehen kann...
Danach verkrieche ich mich in meinem Bett. Welt, bleib draussen.
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Das Zimmer ist klein. 20 qm. Und unter dem Dach. Vielleicht 5 qm auf denen ich aufrecht stehen kann. Den Rest beanspruchen Bett, Schrank, Waschbecken. Ein Stuhl. Fenster. Die Toilette ist auf dem Flur. Holz um mich herum. An den Wänden, an der Decke. Der Boden. Als ich die Tür schliesse fühle ich mich sofort wohl. Der Raum schmiegt sich um mich. Umhüllt mich. Ein kuscheliges Nest das Geborgenheit ausstrahlt. Danach orientiere ich mich im Ort. Schweinsbraten mit Kloss. Und ein Bier. Als ich das Bett dann später über mich ziehe türmt sich ein Berg Federn auf mir auf. Plumeau. Es wird kalt, nachts, sagte die Vermieterin. Mir nicht, denke ich. Telefoniere noch kurz mit Mom und probiere das Wlan. Langsam, aber geht. Der Bach, der am Haus vorbei rauscht, wiegt mich in den Schlaf.
Als ich aufwache ist es kurz nach 9. Mist, Frühstück gab es von 7 bis 9 erinnere ich mich. Katzenwäsche, Klamotten übergestreift und nach unten. Der Frühstücksraum ist leer. Fast. Die Vermieterin räumt auf. Ein Paar sitzt noch an einem Tisch. Wortfetzen. 'Preissn' denke ich. Und muss im gleichen Augenblick innerlich lachen. Ich bin angekommen, im Süden Deutschlands. Für die Nachzüglerin aus der Stadt gibt es dann noch Eier mit Speck. Brot. Kaffee...
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