Dienstag, 29. Juli 2014
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Manchmal schaue ich ja auch in den Spiegel. Dieser schnelle Blick. Irgendwo Essensreste? Sitzt die Frisur? Passt. Das wars. Zwischendurch aber auch einmal prüfend, kritisch. Das dauert dann länger. Und dann überlege ich, was man da alles hätte besser machen können. Nicht dass ich jetzt total unzufrieden wäre. Nein. Aber manche Sachen. Naja, ich wurde ja nicht gefragt.
Am wenigsten habe ich ja an den Haaren auszusetzen. Gut, etwas welliger vielleicht. Aber da kann ich nachhelfen. Wenn ich will. Ansonsten bin ich zufrieden. Vor allem wenn ich bedenke, was sie alles mitmachen müssen. Ich zwänge sie in Haargummis, flechte sie zu Zöpfen, tauche sie in Chemie, puste sie mit heisser Luft an und striegle sie nach Leibeskräften. Und wir kommen immer noch gut miteinander aus. Da kann ich nichts sagen.
Der Mund würde mir ja etwas schmolliger besser gefallen. Vor allem die Oberlippe. Möglicherweise würde sich dadurch auch das Kussgefühl steigern. Mehr Fläche eben. Mathematisch betrachtet. Ok, da könnte man vielleicht mit Lippenstift und so...aber das wäre dann ja nur vorgetäuscht. Muss ich eben mit den Fakten leben.
Kommen wir zum Problemkind. Die Nase. Also die geht irgendwie gar nicht. Finde ich. Die hätte ich gerne mit mehr Stups bekommen. Und vielleicht etwas schmäler. Niedlich würde ich aussehen. Um die Wahrheit zu sagen, die Nasenspitze habe ich schon als Kind immer wieder minutenlang nach oben gedrückt. In der Hoffnung, dass sie da bleibt. Hat sie aber nicht gemacht. Aber die Hoffnung habe ich immer noch. Ehrlich.
Zu guter Letzt die Augen. An und für sich ok. Die Grösse. Aber warum, warum musste es braun sein? Gab es kein grün mehr? Grün würde wunderbar zu mir passen. Ich stelle mich mir da so richtig geheimnisvoll vor. Und erotisch. Aber zu spät. Die Party ist gelaufen. A propos erotisch. Der eine Ex. Der nannte mich manchmal Rehlein. Ja, wegen der braunen Augen. In die er mir blickte, wenn er auf mir lag. Ich fand den Namen ja absolut kitschig und albern. Aber bevor ich mit ihm stritt, liess ich mich lieber vögeln. Prioritäten eben.

Miroir...Anne
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