Donnerstag, 3. Juli 2014
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Der melancholisch-trüben Stimmung der letzten Tage zum Trotz, lasse ich die abends bereit gelegten Klamotten liegen. Ich muss mich ablenken. Dringend. Ich ziehe die beigen Shorts aus dem Schrank, kremple die Beine soweit es geht hoch. Schwarzer Spitzen-BH und eine weisse Bluse, offen und nur unter der Brust verknotet. Dazu gönne ich mir einen Pferdeschwanz, 8cm Pumps und dezent Schminke. Und dem Mädchen, dass mich ungläubig aus dem Spiegel heraus anstarrt, strecke ich die Zunge heraus. Ätsch. Nur Bücken darf ich mich nicht. Ohne Slip ergäbe das einen Blick in unendliche Tiefen. Und den Slip lasse ihn nur deswegen weg, weil er sich nicht mit den Shorts verträgt und immer neugierig aus dem Bund herausschauen muss. Deswegen sind die Shorts auch praktisch ungetragen.
Als ich die Treppe hinab stöckele verstummt das Gespräch in der Küche. Schlagartig. Alle sind schon anwesend. Sis bekommt sich als erstes wieder ein. "Dafür würden die meisten Kerle töten." Ich schenke ihr einen dankbaren Augenaufschlag, als Dad mich fragt, in welchem Fach ich denn so schlecht stehen würde, dass ich ...weiter traut er sich nicht, als ich ihm in die Augen sehe. Nur Mom sagt nichts, geht aus der Küche, und kommt kurz darauf mit einem schwarzen Blazer wieder. Eines ihrer Lieblingsstücke. Es muss ernst sein. "Morgens ist es noch kühl draussen..."
Nach den ersten 100 Metern verfluche ich die Idee mit ohne Slip. Die leichte Reibung der Shorts zwischen meinen Beinen...als ich endlich die Schule erreiche bin ich rollig wie ein Kätzchen. Dafür entschädigen die entgleisten Gesichtszüge so einiger Personen. Und ich bin froh dass ich die nächsten 2 Stunden sitzen kann. Ein Fall von Selbsttäuschung. Herr M. ruft mich so oft wie im gesamten Schuljahr noch nicht an die Tafel.
In der ersten Pause umarmt mich B. dann um einiges länger als sonst, flüstert mir ein "Rattenscharf" ins Ohr und haucht mir einen Kuss auf selbiges. In mir kribbelt alles. Dann stupst sie mich in den Nabel und flötet: "Kommst du nachher noch mit zu mir?" Ich erspare mir die Antwort. Frau muss nehmen was sie bekommt. Zumindest jetzt...

Als ich mich abends auf den Heimweg mache sind meine Hormone wieder einigermassen ruhiggestellt. Aber auf Dauer ist das keine Lösung. Und ich greife zu meiner ToDo-Liste. Ein neuer Punkt. Ganz oben.
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